Wilhelm Fink, 2017.
373 sider.
Wer die Collagenbücher von Hans Christian Andersen betrachtet, wird sich unwillkürlich an dadaistische Arbeiten erinnert fühlen. Klaus Müller-Wille nutzt diesen Bezug, um der erstaunlichen Modernität nachzugehen, die auch die Märchen des dänischen Autors auszeichnet. Hans Christian Andersen entwickelt im Rahmen seiner Märchen eine überraschend frühe Material- und Produktionsästhetik. Dies äussert sich vor allem in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem komplexen Phänomen Buch, die für waren- und dingtheoretischen Reflexionen sowie eine eigenständige Theorie des Lesens genutzt wird. Insgesamt trägt die Studie dazu bei, ein neues Licht auf eine vermeintlich bekannte Autorschaft zu werfen. Dabei werden auch weniger bekannte Märchen, Künstlerromane und Collagenbücher Andersens behandelt. Mit der Aufmerksamkeit für die modernen Techniken des Bild- und Buchdrucks der 1830er-1850er Jahre und die frühe Geschichte des Schreibinstruments Schere widmet sich die Arbeit aber auch einer Zäsur in der Genealogie des Schreibens, die in der literaturwissenschaftlichen Medientheorie bislang zu wenig Beachtung gefunden hat.